US- und EU-Notenbanken verfehlen ihre Zielwerte für die Preisstabilität
Am Freitag, 10. Juni 2022, wurden die Daten zur U.S. Consumer Inflation veröffentlicht: Ein Anstieg um marktbreite 8,6% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit wurde für jeden Marktteilnehmer augenscheinlich, dass die US-Notenbank Fed, ebenso wie die EU-Notenbank EZB, zu spät, zu kurzsichtig und zu sorglos agieren. Ihr oberstes Ziel, die Preisstabilität unter einer definierten Inflationsrate von knapp zwei Prozent zu halten, ist signifikant aus dem Ruder gelaufen. Top-Ökonomen warnen seit Monaten vor steigenden Inflationsraten, die das Wirtschaftswachstum abkühlen und die Volkswirtschaften in eine Rezession führen können.
Durch die neuen U.S. Inflationszahlen sind stagnierende oder negative Wachstumsraten weltweit wahrscheinlicher geworden – die Gesamt- und die Kerninflationsraten verfestigen sich. So sind beispielsweise die Shelter Costs, die Übernachtungskosten, amerikaweit um 5,5% zum Vorjahresmonat angestiegen. Die Shelter Costs gelten als Indikator für eine Inflation, die sich marktbreit ausdehnt und etabliert. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher spüren den Kostendruck bereits bei den Energiepreisen, bei Reisen und im Supermarkt.
Die Vertreter der EZB teilten vor zwei Tagen, am Donnerstag, 09. Juni 2022, auf ihrer Pressekonferenz in Amsterdam mit, dass sie die EZB-Leitzinsen, neben anderen geldpolitischen Maßnahmen, schrittweise zu erhöhen beabsichtigen. Sie ließen nach der Sitzung des EZB-Rats verlautbaren, dass die Inflation im Euroraum auf den vorgenannten Zielwert von 2% zurückkehren soll – zu welchem Zeitpunkt blieb dabei offen.
Fachleute des Eurosystems gehen in einer Projektion für die jährliche Inflationsrate 2022 von 6,8% aus. Warum erst diese Veröffentlichung den EZB-Rat aktuell herausfordert, Handlungsdruck abzuleiten, wird wohl ihr geldpolitisches Geheimnis bleiben.
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